Hier finden Sie – alphabetisch nach Nachnamen geordnet – die für den DA! Art-Award 2024 nominierten 90 Werke. Inklusive kurze Statements der Künstlerinnen und Künstler.
Im Museum ausgestellt sind nur 88 Arbeiten, da zwei Werke dort nicht gezeigt werden dürfen. Diese Werke sind nachstehend rot markiert.
Ahlborn, Krischan
I CAN HELP YOU!, 2024
Installation (Leuchtdioden und Steuereinheit), 6 Einzelbilder à 24,5 x 20,0 cm
Lfd. Nr. 01
Ahlborn: „PROBLEMS – PROBLEMS – PROBLEMS! Das Leben ist so kompliziert und die Welt da draußen macht das Ganze auch nicht wirklich einfach. Gut, dass es jede Menge Menschen gibt, die einem weiter helfen wollen … auch per Post!“
Anstädt, Lena
Musique Concrète
de la religion concretè
Medienkunst/Video: 2:52 min
Lfd. Nr. 02
Anstädt: „Musik aktiviert unsere Emotionen meist recht intensiv. Diesen Kanal soll auch dieses Musique Concrete Stück erreichen, indem die einzelnen Religionsgesänge- und Klänge so überlagert wurden, dass sie in ihrem geräuschartig schrillen Zusammentreffen weit weg von einem harmonisch angenehmen Klangerlebnis wirken. Damit verkörpern sie das, was tagtäglich Ergebnis unseres Dogmenfanatismus ist. Diese dreiminütige Medienkunst soll dazu anregen über die praktizierten Seiten unserer Religionen nachzudenken. Nicht wie sie ihren Idealen in den heiligen Schriften stehen, sondern tatsächlich umgesetzt werden – religion concrète. Ein Kampf um die einzig berechtigte Wahrheit? Das Gefühl dabei: alles andere als Frieden. Woran wollen wir also glauben?“
Augustin, Jakob
Du sollst das nicht!
Grafik, 2 Blatt je 21 × 29,7cm
Lfd. Nr. 03
Augustin: „Nicht alles stimmt, nur weil es schon immer so war. Auch wenn man mit vielen Ansätzen der christlichen Kirchen nicht einverstanden sein muss und es sicherlich viel daran auszusetzen gibt, kann man nicht abstreiten, wie tief die Werte in unserer Gesellschaft verwurzelt sind. Die Arbeit setzt sich halbironisch mit den 10 Geboten auseinander und versucht einer Bewertung/Korrektur zu geben.“
Bargel, Joelle
Festung 1, 2024
Skulptur
60 x 24 x 18 cm
Lfd. Nr. 04
Bargel: „Meine Arbeit bezieht sich nicht nur auf religiöse Dogmen, sondern z. B. auch auf die von Gesellschaft, Medien oder Mode. Ein geschlossener Block, ein erstarrtes System ohne wahre Freiheit des Geistes. Deswegen habe ich ein Material (Hartgips) ausgewählt, dass einmal gegossen, unveränderbar erscheint. Die Skulptur weist enge Öffnungen auf, die eine nur sehr beschränkte Sicht erlauben. Andere Öffnungen deuten Auswege an, sind aber als solche nur mühsam erreichbar oder nur schwer erkennbar. Ein Entkommen scheint aussichtslos und doch schwingt ein Schimmer Hoffnung mit auf Wege in die Freiheit. Oben, auf dem Block, ein ausgetrockneter Brunnen, der keinen Wissensdurst mehr löscht.“
Bayer, Franziskus
Normale Landschaften, 2024
Fotocollage mit Stempeldruck
32,5 x 42.5 x 2,0 cm
Lfd. Nr. 05
Bayer: „Check Your Dogma, wenn Du Windräder in Deiner Landschaft verhindern willst. Fortschritt ist immer neu. Auch in der Landschaft. Stadt, Burg und Windrad sind Fortschritt ihrer Zeiten. In unserer Landschaft.“
Behling, Thomas
Jetzt geht es Dir besser, 2023
Bildobjekt
18 x 24 cm
Lfd. Nr. 06
Behling: „Wir kurz davor im Zuge des Klimawandels mehrere Kippmomente zu überschreiten, bei denen Kettenreaktionen ausgelöst werden, die eine nicht mehr zu stoppenden Weitererwärmung des Planeten über Jahrhunderte bedeuten – mit schweren klimatischen Veränderungen, Wetterextremen, Missernten, Hunger und Flucht apokalyptischen Ausmaßes. Der Gedanke daran ist sehr unangenehm, vor allem, wenn das eigene Verhalten dazu beiträgt. Es gibt verschiedene Strategien, mit diesen sehr unangenehmen Gefühlen umzugehen, z.B. diejenigen zu bekämpfen, die für unsere unangenehmen Gefühle verantwortlich sind wie z. B. Wissenschaftler:innen oder andere ‚Klimaterrorist:innen‘, oder die Idiotie, Wirtschaft gegen Umweltschutz ausspielen zu wollen.“
Bertoldo, Ragela
Chamäleon, 2011
Fotoprint
120 x 80 cm
Lfd. Nr. 07
Bertoldo: „Das Kunstwerk Chamäleon lädt dazu ein, starre Überzeugungen zu hinterfragen und sich von festgefahrenen Dogmen zu lösen. Es symbolisiert die transformative Kraft der Selbstreflexion und der Offenheit für neue Perspektiven.“
Beutinger, Rudi / Staiger, Gudrun
(Künstlerduo „verstoffwechselt“)
15 Grad Ziel I und 2 (Diptychon), 2022
Acryl auf Kunstdruck
90 x 70 cm / 70 x 90 cm
Lfd. Nr. 08
Beutinger: „Unsere Arbeit reflektiert die Interventionen von Aktivisten und integriert den ursprünglichen Kaufpreis der Originalgemälde in eine transformierte Kontextualisierung. Sie enthüllt den Umgang des Kunstbetriebs mit Kunst und Wertvorstellungen. Die Kontaktaufnahme mit betroffenen Museen zur Ausstellung ist Teil dieses Prozesses. Die Unumkehrbarkeit menschlicher Eingriffe in die Natur verdeutlicht, dass Kunst als vergängliche Erscheinung in unserer Welt eine bedeutende Rolle einnimmt. Angesichts der zunehmenden Hybris der Menschheit liegt es in der Verantwortung der Kunst, kritische Fragen aufzuwerfen und dadurch das tradierte weltanschauliche Bewusstsein der Gesellschaft zu schärfen. Ein rationaler Diskurs wird oft kriminalisiert.“
Blank, Petra
Glücksgarantie, 2024
Grafik
60 x 42 cm
Lfd. Nr. 09
Blank: „Für die meisten Frauen geht es auch heute noch in erster Linie darum, den richtigen Partner zu finden und eine Familie zu gründen – als Eintrittskarte ins Glücksparadies. Und dann heißt es in der Regel 24/7: sich selbst zurücknehmen, für die Männer, für die Kinder, aber in feinster Anerkennung durch die Gesellschaft. Wer hat uns das eigentlich in den Kopf gepflanzt? Warum ist es irritierend, wenn nicht sogar verpönt, dass eigene Ideen und Visionen das Leben einer Frau bestimmen? Wem schulde ich eine Rechtfertigung?“
Bluoss, Inga
Kinderbibel
Medienkunst
46 x 66 x 3,0 cm
Lfd. Nr. 10
Bluoss: „Dieser Text stammt aus dem Alten Testament. Lots Töchter sollen geopfert werden, um zu verhindern, dass die männlichen Gäste vergewaltigt werden. Danach wird die Stadt mit allen Bewohnern von Gott zerstört. Lot ist der einzige gerechte Mensch der Stadt; nur er und seine Familie entkommen. Im Kindergottesdienst und Religionsunterricht ist uns dieser strafende Gott begegnet. Egal, wie ernst wir die Geschichten genommen haben: Nach und nach wurden wir desensibilisiert für die menschenunwürdigen Bestrafungen, die Gott für die sündigen Menschen bereithielt. Wurde uns damit ein Menschenbild untergeschoben, das davon ausgeht, dass der Mensch schlecht ist und entweder bestraft oder gerettet werden muss?“
Böckmann, Thorsten
It´s your mind, 1994
Siebdruck auf Spiegelfolie
14,6 x 10,3 cm
Lfd. Nr. 11
Böckmann: „Mit meinem Siebdruck auf Spiegelfolie möchte ich den Betrachter zum Nachdenken anregen. What is the ugliest part of your body? Es wird in meinem Werk nicht nach der Schönheit des Körpers gefragt, sondern negiert. Somit wird der Betrachter, der sein Spiegelbild in der Spiegelfolie sieht, erneut zum Nachdenken aufgefordert. Der Betrachter sieht nur sein Gesicht und sucht nach Makeln. Docht der eigentliche Makel sind seine Gedanken. It´s your mind. Und damit sind wir beim Kern – unseren Dogmen – die nichts mit unserem Äußeren zu tun haben, sondern nur in unseren Gedanken. Auch der Spiegel zeigt sie uns nicht. Mit meiner Arbeit möchte ich den Betrachter auffordern, hinter sein Spiegelbild zu blicken und die Dogmen zu hinterfragen.“
Böll, René
Diese Prinzipien, 2024
Malerei mit chinesischer Tusche auf Xuan-Papier
70 x 45 cm
Lfd. Nr. 12
Böll: „Diese Arbeit ist eine Hommage an den chinesischen Tuschmaler Shí Tāo 石濤 (1641 – 1707), der in seinem Buch Aufgezeichnete Worte des Mönchs Bittermelone zur Malerei (Mainz, 2009) schrieb: Diese Prinzipien sind keine Prinzipien, also sind es meine Prinzipien. Und sich damit von allen Dogmen und Lehrsätzen der chinesischen Tuschmalerei frei erklärte und so zum Vorbild für Generationen von Malern wurde – bis heute.“
Braun, Brigitte | Panek, Betina
(NERZ-KG)
unumstößlich
Video 3:30 min
Lfd. Nr. 13
Braun: „Im Video unumstößlich? Geht es um die vermeintlichen Gewissheiten, mit denen wir versuchen uns die Welt zu erklären. »Es ist, weil es so ist«, sagt das Kind. Oder könnte es doch auch ganz anders sein? Die Bildebene zeigt das Aufstellen einer Texttafel. Felsenfest verankert oder doch jederzeit vom Kippen bedroht? Eine Audio-Collage mit Fundstücken aus Politik, Wissenschaft, Kultur, Religion und Presse unterstreicht die Absurdität. Wir haben unsere persönlichen Dogmen geprüft und uns glücklich geschätzt Künstlerinnen zu sein. Es ist die Kunst die Erscheinungen der Welt zu hinterfragen, andere Perspektiven wahrzunehmen und neue Blickwinkel einzunehmen. Dazu möchten wir die Betrachter:innen herzlich einladen.“
Breidenbach, Walter
Hypostase
Wandinstallation
20 x 60 cm
Lfd. Nr. 14
Breidenbach: „Mit Hypostasieren bezeichnete Kant die Erzeugung einer irrigen Vorstellung, die entsteht, wenn einem bloßen Gedanken unberechtigterweise gegenständliche Realität untergeschoben wird, obwohl es keine Grundlage für die Annahme gibt, dass dem Gedanken »in ebenderselben Qualität« ein wirklicher Gegenstand außerhalb des denkenden Subjekts entspreche. Kant befand, die Vernunft werde irregeführt, wenn man Ideen hypostasiere, das heißt, wenn man eine bloß subjektive Maxime der Vernunft für die gegenständliche Bestimmung der Objekte der empirischen Erfahrung nehme, und dann meine, die den hypostasierten Ideen entsprechenden Objekte erkennen zu können. So gebe man das Denken eines Objekts für dessen Erkenntnis aus. (Wikipedia)“
Brezel, Michi
NICHTS von den Grünen sagen
Cartoon
23 x 20 cm
Lfd. Nr. 15
Brezel: „Der Cartoon ist eine satirische Darstellung von Menschen, die sich von den Grünen gar nichts, also wirklich gar nichts sagen lassen. Also Leuten die auch aufhören würden zu atmen, wenn Robert Habeck sagt, dass das Atmen zum Leben schon recht wichtig sei.“
Broy, Susan
Nobuddies, 2023
kettengesägte Holzkörper mit Betonköpfen
43 / 45 / 47 cm
Lfd. Nr. 16
Broy: „Die drei Holzfiguren mit Sprühflaschenköpfen aus Beton stehen nebeneinander, gefangen in selbstbezogener Isolation. Das Exponat prangert die Isolation und das fehlende ehrliche Interesse aneinander an. Sie zeigt uns, wie uns Vorurteile und starre Denkweisen von einem herzlichen Miteinander trennen. Was hindert uns daran, offen und neugierig miteinander umzugehen? Sind es Dogmen, die unsere Ansichten zementieren? Angst vor Andersartigkeit, die uns auf Distanz hält? Die Nobuddies fordern uns heraus, unsere Glaubenssätze zu hinterfragen. Sie zeigen sich als Spiegelbild unserer Gesellschaft und laden uns ein, unsere Komfortzone zu verlassen und unsere Ansichten immer wieder aufs Neue zu überprüfen.“
Cleve, Viktor
Engravings
Malerei
120 x 80 cm
Lfd. Nr. 17
Cleve: „Eine Seite aus alten Glaubensschriften mit den 245 Dogmen der katholischen Kirche bildet den Hintergrund. Übermalt mit einem Kelch, dessen Cuppa ein Gehirn darstellt. Das Gehirn wird zum Träger der Dogmen, die tief in seine Struktur eingebrannt sind. Glühende Zwischenräume repräsentieren die unerbittlichen Konsequenzen einiger Dogmen z.B. 239 und 240. Das Gehirn symbolisiert auch ein Labyrinth, ein komplexes System von Gedanken und Ideen, in dem sich Menschen verirren können. Das Bild offenbart die Verflechtung von religiösen Dogmen und menschlichem Denken, illustriert die Macht der Dogmen, regt dazu an, über deren Konsequenzen nachzudenken, und die Grenzen zwischen persönlicher Überzeugung und institutioneller Autorität zu hinterfragen.“
Danberg, Matthias
oT, 2023
Öl auf Alu-Panel
120 x 70 cm
Lfd. Nr. 18
Danberg: „Das Bild präsentiert eine Allegorie: Die zentrale mechanische Figur mit ausdrucksloser Miene vermag die Entmenschlichung und Starrheit, die dogmatisches Denken mit sich bringt, zeigen. Der gefangene Engel, angelehnt an einen veralteten Energieturm, kann sowohl als Symbol für erdrückte Spiritualität und Menschlichkeit in rigiden Ideologien als auch als Referenz an überkommene religiöse Ideen gelesen werden. Die unheimliche, maschinenartige Basis, die an eine schwimmende Mine erinnert, exemplifiziert die latent zerstörerische Kraft starrer Glaubenssysteme. Das Bild lädt den Betrachter ein die gefährlichen und doch stets kraftvoll vorgetragenen Dogmen zu reflektieren, die die eigenen Überzeugungen durchziehen.“
De Kruyf, Merete
Ich glaube, was ich brauche
Malerei
50 x 40 x 3 cm
Lfd. Nr. 19
de Kruyf: „Ich glaube, unsere Gedanken sind nicht so frei, wie wir meinen. Wir bringen Bedürfnisse mit, von denen wir nicht immer wissen, weil sie tief im Unterbewussten wurzeln. Diese Bedürfnisse sind unserem Denken nur schwer zugänglich. Wir sehen sie nicht, aber sie bestimmen unser Fühlen, Denken und Handeln mit – und sie sind auch Grundlage für Glaubenssätze. Ich brauche etwas, von dem ich nichts weiß und suche mir dazu passende Wertvorstellungen, Leitlinien, Dogmen, Führungspersonen, die mir das geben, was ich brauche und die mein Bedürfnis stillen. Solange ich diesen Bedürfnissen nicht auf die Spur komme und sie nicht erkenne, bin ich anfällig – für Paradiesversprechungen und auch für Dogmen.“
Dettmann, Udo
ICH BIN, 2023
Video 3:30 min.
Lfd. Nr. 20
Dettmann: „ICH BIN ist eine Arbeit zum Thema Selbstbezichtigung. Das Motiv eines Aquariums in einem, nach Möglichkeit leicht abgedunkelten Raum, mit einer warmen Lichtquelle, ermöglicht eine Stimmung der Beruhigung und der Entspannung. Diese Situation wird akustisch durch eine Entspannungsmusik unterstützt, sodass der Kontrast zu den Inhalten, die von der angenehmen Frauenstimme dazu zu hören sind, umso extremer ist. Diskutiert werden gängige Schuldbegriffe in Form einer Beichte, die hier die Besucher und Besucherinnen, wenn sie die Kopfhörer aufsetzen, abnehmen müssen. Ich sehe mit dieser Arbeit die Möglichkeit, diese zu animieren, ihre Empfindlichkeit zu steigern, eine Reaktion zu zeigen, sie aufzuschrecken, hellhörig zu machen.“
Diedrich, Maren
Take A Seat 1 [AND CHECK]
Installation 105 x 85 x 94 cm
Malerei
40 x 30 cm
Lfd. Nr. 21
Diedrich: „Eine Aufforderung zur Reflexion, die einlädt, Kunst im institutionellen Raum – wider allg. Gepflogenheit – zu berühren und zu besetzen. Wer die Aufforderung ernst nimmt und sich auf dem Kunstwerk platziert, wird ein Teil davon. Mit Blick auf sich selbst [check] und Blick in die Ausstellung [check] wird der Betrachter zum subjektiven Objekt der Betrachtung. Für beobachtende Besucher entsteht die Frage, ob die Besetzung überhaupt erlaubt ist [check] und ob die Installation als Kunst dann noch erkennbar ist [check]. Direkt daneben steht das Objekt des inneren Gepäcks, der Koffer voller Glaubenssätze, gesellschaftlicher Vereinbarungen und verinnerlichter Normen. Darüber hängt zur freundlichen Erinnerung ein Bildnis von Dogmas Bruder Hasenfuß.“
Dietzel, Chris
Ichterror, 2019
Objekt
62 x 62 x 1,5 cm
Lfd. Nr. 22
Dietzel: „Unsere Gesellschaft basiert unter anderem auf Vergleichen und Bewerten. Ich behaupte, dass diese Mechanismen tief in uns allen verankert sind. Bis zu einem gewissen Grad mag es für die eigene Weiterentwicklung sinnvoll sein, sich hin und wieder (mit anderen und sich selbst) zu vergleichen. Mein Eindruck ist aber, dass wir uns permanent in Beziehung zu anderen setzen und bewerten. So betreiben wir einen inneren Terror, der uns krank macht. Ich vergleiche mich zum Beispiel ständig mit dem Können anderer, mit Aussehen und Erfolg. Außer, dass ich meine Freude verliere, kann ich keinen Mehrwert feststellen. Aus diesen Gründen ist das Werk Ichterror mein persönliches Dogma, was ich zur Diskussion stelle.“
Evers, Christian
Subtle Beliefs, 2024
Zeichnung und Gouache auf grundiertem Zeichenkarton
60 x 80 cm
Lfd. Nr. 23
Evers: „Möge ich immer in Achtsamkeit verweilen, steht auf den roten Schriftzeichen. Wie tief subtile Glaubenssätze verankert sein können, zeigt sich selbst in der spirituellen Praxis, in der man ja gerade versucht, sich aus gedanklichen Konstrukten zu befreien. Der Wunsch, frei von Geisteshaltungen zu werden, kann im Nachhinein schnell zu einer Erwartungshaltung an sich selber führen, wenn der Versuch unternommen wird, diesen Zustand kultivieren zu wollen. Oftmals ist eine künstlich errichtete Komfortzone nötig, die ein ungestörtes Praktizieren unter Ausschluss der lauten Welt ermöglicht, was schnell zur Trennung und Isolation führen kann. Wenn man glaubt, über den Dingen zu stehen, übersieht man eventuell die Ganzheit in all ihrer Vielfalt.“
Feind, Susan
Die halbe Welt ist so gut wie gerettet, 2014/2024
Installation / Tyvek und Stoff bedruckt
30 x 50 x 160 cm
Lfd. Nr. 24
Feind: „Betrachtungen über Strategien, die Welt zu lassen, wie sie ist in 53 Fahnen. Aufgeschnappte und selbst verwendete Sprüche und Floskeln, die uns auf konsequente Weise davor schützen, die Welt retten zu müssen. Was einem bekannt vorkommt, kann man ändern. Eine allgemeine Anregung zur Selbstreflexion, und Aufforderung, die selbst gewählte Handlungsabwehr zu überdenken, neue Wege zu beschreiten und die Weltrettung jetzt in Angriff zu nehmen.“
Fengels, Gabriele
Right And Wrong, 2022
Druckgrafik auf Papier
35 x 35 cm (gerahmt 55 x 55 cm)
Lfd. Nr. 25
Fengels: „Schwarz oder weiß, richtig oder falsch – auf welcher Seite stehen wir? Woran orientieren wir uns, worauf basiert unsere Wahrheit, die immer nur einen Teil der sogenannten Realität erfasst? Welchen Standpunkt wir auch einnehmen, auf welche Seite wir uns auch schlagen – stets bleibt etwas verborgen, stets müssen wir hinterfragen, aus welcher Perspektive wir unser Urteil und unsere Entscheidungen treffen.“
Finnegan, Nessa
Power
Video 3:12 min.
Lfd. Nr. 26
Finnegan: „POWER kritisiert den übermächtigen Einfluss, den die katholische Kirche und der Staat auf alle Aspekte der irischen Gesellschaft ausüben. Vor allem Frauen und Kinder werden seit Jahrzehnten brutal unterdrückt. Geprägt durch diese Erfahrungen kritisieren wir mit POWER den weiterhin bestehenden skrupellosen Machtmissbrauch durch staatliche und kirchliche Institutionen.“
Fitz, Matthias
Das Lächeln der Macht
Multilayer Image, Lambda Print auf Alu-Dibond hinter Acrylglas matt Auflage 5 + 2 A.P.
Lfd. Nr. 27
Fitz: „Das Lächeln der Macht zeigt die – frei nach FORBES – 81 mächtigsten Menschen in einer Fotografie. Diese 81 Personen entsprechen 0,00000001 Prozent der Menschheit, besitzen jedoch etwa ein Prozent des globalen Vermögens. Sie beeinflussen direkt oder indirekt das Leben aller Menschen auf diesem Planeten. Während des Arbeitsprozesses zeichneten sich die Gesichtszüge einer lächelnden Gestalt mit jeder zusätzlich eingearbeiteten Person immer deutlicher ab. Gibt es tatsächlich ein Machtwesen? Oder ist es Zufall? Beliebig? Ist Macht eine Religion? Hat es etwas mit Glauben zu tun? Macht Macht Angst oder Lust? Oder beides? Was genau macht Macht mit den Menschen?“
Fleischer, Jakob
Fragmente, 2022
Videoinstallation
50 x 40 x 50 cm
Lfd. Nr. 28
Fleischer: „Wir sind im Alltag von einer stetig wachsenden Menge an technischen Bildern umgeben. Doch anstelle einer erwartbaren Sensibilisierung scheint genau das Gegenteil einzutreten. Nicht die Künstlichkeit der Bilder wird reflektiert, sondern die Wahrnehmung unserer direkten Umgebung wird an neue Sehgewohnheiten angeglichen. Die technischen Bilder erlangen dadurch einen Wahrheitsanspruch, der die Realität zu übertrumpfen droht, sie werden zu einer Art externalisiertem Dogma. Durch das Fragmentieren der digitalen Darstellungsform einer Videoaufnahme, werden Betrachtende des Werks Fragmente unmittelbar mit dessen Künstlichkeit konfrontiert. Sie werden zum bewussten Rekonstruieren des ursprünglichen Videomotivs, zum Hinterfragen des Dogmas gezwungen.“
Fraun, Kuesti
Tolerance, 2014
Video 1:00 min.
Lfd. Nr. 29
Fraun: „Motivierend bei der Herstellung des Videos war für mich, einen relativ kryptischen und in meinen Augen nur allzu oft politisch missbrauchten Begriff auf eine Beschreibung zurückzuführen, die das macht, was gute Kunst bestenfalls leisten kann/muss: Debatten und Diskussionsräume zulassen. Was ist möglich, was ist erlaubt, geht das mit Toleranz, reicht diese, was gibt es auszuhalten und wie lange?“
Frerich, Renate
Verstrickte Gefilde
Wandobjekt, verschiedene Drähte, Plastikstäbe
162 x 93 cm
Lfd. Nr. 30
Frerich: „Der Text, der der Arbeit Verstrickte Gefilde zugrunde liegt, wurde von I. Quante geschrieben. In diesen Zeilen geht es um die Verunsicherung hinter der erlebten Wahrnehmung. »Ist es, wie es ist! Es ist, wie es ist?« Fragt Ouante, um fortzufahren: »… sagt das unsichere Überlegene … usw.« Starke Verunsicherung, unnachgiebige Diskussionen, Gruppen-Verstrickungen spüren angesichts der heutigen Krisen viele Menschen. Als naiv werden oftmals die bezeichnet, die die Sicht der Anderen zu ergründen suchen. Der Philosoph Omri Boehm sucht nach Erklärungen und setzt sich für einen radikalen Universalismus ein. Er meint, nur wenn wir den humanistischen Appell … wirklich verstehen, können wir Ungerechtigkeit bekämpfen.“
Frey, Heinz
HOLY EGG, 2024
Wandobjekt (Beckenknochen, Plastik-Ei, Karton, Goldfarbe)
60 x 50 x 18 cm
Lfd. Nr. 31
Frey: „Einmal katholisch, immer katholisch. Das brennt sich in deinem Kopf fest und prägt dich ein Leben lang. Ich glaube an die heilige Jungfrau Maria! Das war und ist für mich das seltsamste Dogma. Eigentlich sind es ja zwei: Zum einen die unbefleckte Empfängnis und zum anderen die Jungfrauengeburt. Eine junge Frau wird nicht durch den Geschlechtsakt befleckt, sondern durch göttlichen Akt schwanger, gebärt ein Kind und bleibt auch noch nach der Entbindung Jungfrau! Unglaublich! Vielleicht war es auch eine göttliche Fügung, dass im Erdgeschoss meines Hauses eine Physiotherapeutin ihre Praxis hat. Zum Sperrmüll stand eine Wirbelsäule samt Beckenknochen vor ihrer Tür. Und ich kam, sah und hatte eine Vision…“
Graine, Oliver
Le Couple
Bronzeskulptur
30 x 20 x 8 cm
Lfd. Nr. 32
Graine: „Woher sind die? Fest steht, sie, mit ihrer Schleieritis, und er, radikaler Nudist, sind im öffentlichen Raum nicht vorzeigbar, weder in Frankreich noch sonst wo. Jede Religion lehnt solche Leute ab, keine politische Richtung unterstützt sie, allen sind sie verdächtig. Mit einer Salafisten-Fatwa und Interpol am Hintern, oftmals Ziel von Femen-Aktivistinnen, von allen Seiten bedrängt, sind sie heimlich und unbemerkt in die Staaten ausgewandert (ein bewegender Bericht über ihr aufsehenerregendes Ausbüchsen wird kommen), wo sie Unterschlupf bei einem gewissen T. Kay gefunden haben, der mit ihnen durch die USA reisen will, um sie in ihrer ganzen und ganz eigenen Unwahrscheinlichkeit annehmen zu lassen.“
Greve, Katharina
Backstage Im Vatikan, 2020
Digitale Zeichnung
40 x 30 cm
Lfd. Nr. 33
Greve: „Um Dogmen zu erschüttern braucht es oft nur kurze, einfache Fragen.“
Groß, Stephan
Generationenwechsel IV, 2022
Computergrafik
17 x 29 cm
Lfd. Nr. 34
Groß: „Die Arbeit thematisiert das Phänomen des Generationenwechsels in der Heimat. Die alten weißen Männer, hier dem Philosophen Karl Jaspers nachgestaltet, treten an den Verhandlungstisch mit einem überraschend selbstbewusst auftretenden Baby. Wird die Wachablösung gelingen? Das Risiko tragen jedenfalls die Jungen, ebenso die ungebetene Verantwortung für die vielleicht letzte Chance, es gut zu machen. Die dargestellte Begegnung des deutschen Existenzphilosophen Karl Jaspers mit dem Baby symbolisiert nicht zuletzt auch den Diskurs über Überalterung und den demografischen Wandel, der neben dem Generationenvertrag auch den Heimatbegriff infrage stellt. Das Werk ist ein computergeneriertes fiktives Doku-Foto realisiert als Digitaldruck.“
Grupe, Lillien
Wir glauben (nicht)
Acryl und Ölfarbe auf Nessel
110 x 90 cm
Lfd. Nr. 35
Grupe: „Stille dort, wo es laut hätte werden sollen. Bedrohlich zeichnen sich die Muster der blinden Demokratie-Infragestellung ab, wir erleben die Fremdenfeindlichkeit rechtsorientierter Gruppen, keimenden Antisemitismus, die Radikalisierung im instrumentalisierten Glauben und den Missbrauch von Religion für Kriegstreiberei in Europa. Das provokante Gemälde Wir glauben (nicht) legt schonungslos den übergriffigen Akt der Massenmanipulation offen, spielt ungeschönt mit den Thematiken von Machtmissbrauch, Fremdlenkung und Populismus. Blind, vertrauensvoll und hingegeben, präsentiere ich mein Sujet in aller Verletzlichkeit und Formbarkeit. Der anonyme, weiß gekleidete Aggressor führt die junge, androgyne Person marionettenartig – aber wohin?“
Haß, Peter
BoatPeople, 2024
Fotografie auf Leinwand
75 x 150 cm
Lfd. Nr. 36
Haß: „Bilder verlieren mit der Zeit an Kraft, Verzweiflung und Zynismus bleiben!“
Heller, Sonja
No39, 2023
Objekt-Scanografie
50 x 50 cm
Lfd. Nr. 37
Heller: „Wie wollen wir Information? Emotional, fachlich, oberflächlich, investigativ, reduziert, plakativ? Wie viel Auseinandersetzung mit der Welt bevorzugt meine Sicht auf die Dinge? Auch der Kokon der Bequemlichkeit kann einen Stachel aufweisen und innere Unruhe verursachen – aber reicht es zur Reflexion der eigenen Haltung, des Standpunktes? Oder hadert vielmehr derjenige, der die Wahrheit will und sie dann auch aushalten muss? Auch meine Arbeitsweise verlässt die gültige Vorstellung von Foto- und Objektkunst. Mein Objekt No39 besteht aus zu einem Kokon verhäkelten Papier der Zeit, das dann mit einem alten Agfa Röhrenscanner vom Objekt zum Bild transferiert wird. Der Scanner bewirkt dabei eine eigene, schwer beeinflussbare Bildästhetik.“
Heyers, Michael Maria
cha(lle)nge b-y, 2024
MDF, Aluminium, Acrylfarben
Ø 54,5 | 16,5 cm
Lfd. Nr. 38
Heyers: „Der Titel der Arbeit cha(lle)nge b-y beinhaltet über die Schreibweise die Worte change – ändern und Challenge – Herausforderung. Auf den hölzernen Kreis ist ein im Durchmesser etwas kleinerer Aluminiumkreis, der nach 3/4 um 90° gewinkelt ist, aufgebracht. Durch die farbliche Gestaltung von Holz und Aluminium verändert sich die Bildaussage des Wandobjektes beim Wechsel des Standortes. Reflektiere dein Dogma, betrachte es aus einer anderen Sicht, bilde neue Zusammenhänge, hinterfrage es.“
Hill, Lilli
Wolf In Schafspelz, 2023
Malerei
80 x 130 cm
Lfd. Nr. 39
Hill: „Das Gemälde Wolf im Schafspelz verkörpert auf eindrückliche Weise das Thema Check Your Dogma! Es stellt die kritische Botschaft dar, dass hinter dogmatischen Annahmen oftmals versteckte Absichten lauern, ähnlich wie die Bibel vor falschen Propheten warnt, die ihre wahren, raubtierhaften Züge hinter einem unschuldigen Auftreten verbergen. Durch die Darstellung einer Frau, die misstrauisch auf ein gezähmtes, maulkorbtragendes Schaf blickt, wird die Aufforderung visualisiert, etablierte Überzeugungen zu hinterfragen und die dahinterliegenden Motive zu prüfen. Es handelt sich um ein visueller Kommentar zum kritischen Hinterfragen von scheinbar unumstößlichen Wahrheiten.“
Höft, Roland
Diversity, 2022
Belgisch Granit
22 x 48 x 21 cm
Lfd. Nr. 40
Höft: „Meine Skulptur Diversity bedient sich einer Formensprache des materiellen Widerspruchs. Die Eigenschaften der Metallverformung werden auf die Steinskulptur übertragen und überwinden das Dogma des Erwartbaren. Durch die Illusion des sich scheinbar biegenden Steines entsteht eine »diverse Skulptur«, die jenseits der vermeintlichen Realität existiert. Dieses Kunstwerk bricht das Dogma der Wahrnehmungsmuster des Betrachters auf und ordnet sie neu, wodurch eine innovative Formensprache und Wahrnehmungstoleranz entsteht.“
Höhne, Frenzy
Esprit, 2024
Gips-Relief
ø ca. 21 cm, Goldlack,
Einkaufstaschen (modifiziert)
ca. 80 x 40 x 12 cm
Lfd. Nr. 41
Höhne: „Kopfsprung in den Konsum. Der Kapitalismus ist sich zu nichts zu schade – ebenso wenig, wie der Konsument; keine Ideologie, die sich nicht auch einem Kaufargument zuordnen lässt, und kein Produkt ohne Heils- oder Glücksversprechungen. Alles ist möglich und passt sich jedem unserer Bedürfnisse an. Die Grundsätze des Konsums sind heute die Leitmotive eines guten Lebens. Von welcher Seite man es auch immer betrachten will – das Gute daran ist erst das gute darin!“
Jähnichen, Gunilla
Anxiety
Malerei/Mixed Media
53 x 43 x 2,5 cm
Lfd. Nr. 42
Jähnichen: „Mein Werk Anxiety spielt humorvoll mit dem Unbehagen. Die Malerei widersetzt sich hier dem Regelwerk. Sie ist vor und hinter dem Rahmen, auf und unter dem Glas. Ungelenk sprengt sie das Dogma der vorgesehenen Präsentationsweise. Das englische Wort Anxiety lässt sich nur unzureichend ins Deutsche übersetzen. Angst, Ängste oder Angstzustände beschreiben nicht wirklich, was das Wort Anxiety beinhaltet. Es ist mehr eine Art Unruhe, eine ängstliche Unsicherheit, die mit Unbehagen einhergeht. Studien wollen belegt haben, dass das Bedürfnis nach Dogma einhergeht mit dem Zustand von ängstlicher Unsicherheit. Tiefdogmatischen Personen haben demnach tiefe Angstwerte.“
Kaesler, Markus
blank spaces//sold memories #14, 2023
Objekt (ca. 35 x 25 cm) und
fotografische Kontaktkopie (40 x 30 cm)
Lfd. Nr. 43
Kaesler: „Dogmen oder althergebrachte Glaubenssätze neu zu (über)denken eröffnet neue Assoziationsräume und damit die Chance bestehende Denkmuster neu zu interpretieren. Die zweiteilige Arbeit beschreibt und abstrahiert diese Assoziationsräume. Basierend auf historischen Glasnegativen, die im Internet gekauft wurden. Der Bruch mit dem tradierten konservierenden Umgang mit analogen Negativen ermöglicht in der abstrahierten Darstellung Fragen. Welchen Einfluss haben (latente) Einflüsse aus der Vergangenheit auf das Jetzt? Ist das, was wir sehen, das, was wir sehen? Bereits das Hinterfragen von Konventionen führt zu Veränderung im Denken. Beide Teile der Arbeit bilden exakt dasselbe ab. Die Papierarbeit ist die analoge Kontaktkopie des Objekts.“
Kaiser, Stefan
Mein Wille geschehe, 2024
Zeichnung/Fotomontage
100 x 60 cm
Lfd. Nr. 44
Kaiser: „Ich stelle mir ein Dogma bildlich vor wie ein großes Kirchenschiff, in dem eine Tafel hängt, zu der man aufschauen muss. Warum sieht sie aus wie ein altes magisches Fundstück aus meiner Sammlung: ein abgenutzter Bremsbelag? Als ich jetzt die Funktionsbeschreibung eines solchen nachlese, wird mir klar: Das Bild passt! Ein Dogma ist ein Bremsbelag! Es reibt sich an einem sich bewegenden Element (Teil der Weltgeschichte), verschleißt dabei, verwandelt Bewegungsenergie (der Weltgeschichte) in Wärme (heiße Luft) und vollzieht eine Bremsung bzw. Verzögerung (der Weltgeschichte). Dogmen helfen der Menschheit nicht weiter, verzögern eine sinnvolle Entwicklung oder bremsen sie sogar völlig. Die einzige Hoffnung: Sie verschleißen!“
Kassem, Azad
Ohne Titel, 2023
Malerei
100 x 80 cm
Lfd. Nr. 46
Kassem: „Das Gemälde zeigt zwei vollständig verschleierte Frauen in Afghanistan und lässt den Betrachter mit vielen Fragen zurück. Ihre unsichtbaren Gesichter verbergen ihre Emotionen: Haben sie Angst? Sind sie gezwungen? Weinen sie oder sind sie vielleicht fröhlich und zufrieden? Ich habe meine eigenen Vorstellungen über ihre Gefühle, ziehe es jedoch vor, diese nicht zu teilen, um die Interpretation des Betrachters nicht zu beeinflussen. Daher bleibt das Bild ohne Titel. Das Werk regt zum Nachdenken an: Was bewegt Menschen dazu, so zu sein, wie sie sind? Ist es Religion, kultureller Zwang oder eine freiwillige Entscheidung? Dieses Gemälde soll zum Nachdenken anregen und den Betrachter ermutigen, eigene Antworten auf diese Fragen zu finden.“
Kaygalak, Miro
Errorist® (Kunstlabel)
I err therefore I am (fall or ergo sum)
Siebdruck
70 x 70 cm
Lfd. Nr. 47
Kaygalak: „Diese Arbeit eignet sich Augustinus‘ fall or ergo sum und Barbara Krugers I shop therefore I am an, um als Appropriation-Art fundamentale künstlerische Konzepte zu hinterfragen. Zugleich verschiebt es den Fokus von der illusionären Unfehlbarkeit des rationalen Denkens zur Fehlbarkeit und zeigt, dass Irrtum und Selbstreflexion zur Identität des Selbst beitragen. Gezeigt wird die Visitenkarte des Kunstlabels Errorist®, welches Systeme auf ihre Widersprüche bzw. Mängel untersucht und Haltungen sowie Handlungen affirmiert, die allg. als ungünstig erscheinen. Die Kultivierung des Fehlermachens stets auf sich selbst angewandt, verleiht dem Projekt eine strukturelle Antinomie. Errorist ist auf Selbst-Destablisierung und Mutabilität ausgelegt.“
Kim, Hae
Dialog, 2024
Objektkunst
17,8 x 24 x 2 cm
Lfd. Nr. 48
Kim: „Das Objekt (ein abgeschliffenes Buch) war ein kleines buddhistisches Lehrbuch. Im Buddhismus wird gelehrt: Der beste Zustand ist, dass man durch eigene Meditation(Allgemein heißt es Yoga) Zen erreicht. Durch die Sisyphusarbeit (Jede Seite sind nach dem Lesen abgeschliffen.) werden zahlreiche Fragen gestellt. Nun gibt es keine Möglichkeit mehr, den Inhalt wieder zu erkennen. Was ist Dogma überhaupt? Was soll ich glauben? Wo stehe ich gerade? Vor allem, wer bin ich?“
Kintzel, Vasco
Wir haben davon nichts gewusst. Schattenarchiv Nr. 1
9 Fotografien s/w, Wallbox mit Sounddateien und Kopfhörer
120 x 120 cm
Lfd. Nr. 49
Kintzel: „Wir haben davon nichts gewusst reflektiert auf vielschichtige Weise die Geschichte, das Erbe und die Unwissenheit in Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus in den Familien in Deutschland. Ist Unwissenheit über die Ereignisse jener Zeit wirklich möglich oder ist es eine bewusste Entscheidung, nichts zu wissen? Die öffentliche Erinnerungskultur ist medial präsent. Innerhalb der Deutschen Familien herrscht hingegen eine Erinnerung-Lücken-Kultur, die durch Vergesslichkeit, Leugnung und Verdrängung gekennzeichnet ist. Eine Box neben den Fotografien gibt auf Knopfdruck über 100 aufgezeichnete stereotype Aussagen wieder, mit denen der Vergangenheit innerhalb der Familien heutzutage begegnet wird.“
Kluge, Katharina
Tilidin Rosenkranz
Objekt
20 x 40 cm
Lfd. Nr. 50
Kluge: „Die Arbeit Tilidin-Rosenkranz stellt eine Auseinandersetzung mit dem Spannungsfeld zwischen Glauben und Wissenschaft da. Es werden evidenzbasierte Medizin und Religion gegenüber gestellt, um den Raum für Phänomene wie den Placeboeffekt, das sich eine Institution an dem Leiden vieler finanziell bereichert oder dem beschränkten Zugriff auf Medikamenten und sakralen Gegenständen zu öffnen.“
Kramer, André
Freiheit ist keine Statue
160 x 100 cm
Lfd. Nr. 51
Kramer: „Freiheitssymbole können als Dogma betrachtet werden, wenn ihre Bedeutungen und Emotionen unkritisch akzeptiert und nicht hinterfragt werden. In meinem Bild, das die amerikanische Freiheitsstatue mit Julian Assange kombiniert, wird diese Spannung deutlich: Die Freiheitsstatue, ein Symbol für Freiheit und Demokratie, steht im Kontrast zu Assange, der für Pressefreiheit und die Enthüllung von Wahrheit kämpft, aber selbst eingesperrt ist. Diese Kombination zeigt, wie Freiheitssymbole starr und dogmatisch werden können, wenn sie die Realität komplexer Freiheitskämpfe nicht reflektieren. Dieses Bild hinterfragt somit das starre Dogma dieser Symbole und regt zur kritischen Auseinandersetzung an.“
Kraus, Matthias
An apple a day keeps the doctor away, 2024
Tusche, Lack und Wasserfarbe auf Karton
50 x 50 cm
Lfd. Nr. 52
Kraus: „Die Zukunft ist unser einziges Ziel: vorwärts immer, rückwärts nimmer. Esst dabei so viele Apfel, wie ihr nur könnt, denn nicht das Paradies ist das Paradies, sondern nur die Erkenntnis. Und das ist nicht die Vertreibung, sondern die Befreiung von der Bevormundung und gleichzeitig die Aufforderung zum selbst Denken. Beuys hat es schon gesagt: Wer nicht denkt, fliegt raus.“
Kuehn, Philipp
Holy Days
Fotografie
40 x 30 cm
Lfd. Nr. 53
Kuehn: „Das Kunstwerk HOLY DAYS bricht mit dem Dogma der Periode. Es will Sichtbarkeit schaffen, aufrütteln und eine alternative Blickweise anbieten. Das Narrativ der Periode wurde in der westlichen Welt Jahrhunderte lang innerhalb patriarchalischen Strukturen missbraucht und benutzt, um menstruierende Personen zu unterdrücken. Noch immer tauchen Beschämung, Reduktion und Unterdrückung im alltäglichen Leben in Verbindung mit der Periode auf. Das Kunstwerk richtet sich an meine Mitpenisträger:innen und ist ein Aufruf sich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen und Stück für Stück die patriarchalen Strukturen hinter sich zu lassen.“
Kurth, Heike
All Die Dinge 15 (Kassenzettel), 2024
Relief, ø 115 cm
Lfd. Nr. 54
Kurth: „Die herrschende Überzeugung, dass grenzenloser Konsum zu Wirtschaftswachstum führt und uns mehr Wohlstand bringt, damit wir mehr Dinge kaufen können, damit wir weiterwachsen können, usw. gilt es zu hinterfragen! Das versprochene Glück, wenn wir dieses und jenes besitzen, ist nur kurzfristig. Langfristig führt es zum ökologischen Kollaps. Meine Arbeit möchte auf den ersten Blick ästhetisch verführen. Die Häkeltechnik steht für eine alte handwerkliche Tradition, durch die ein vermeintlich gemütliches Objekt mit stofflichem Charakter entsteht. Der zweite Blick auf das Material Kassenzettel lenkt den Fokus auf unsere massiven Probleme durch den Massenkonsum. Wir sollten unser Handeln selbstkritisch hinterfragen: Wohin wollen wir noch wachsen?“
Laurien, Beate
Reinstes Blut Christi, 2024
Fotoabzug
50 x 50 cm
Lfd. Nr. 55
Laurien: „Das BLUT HRISTI. Gab es damals schon Plastik? Reicht ein Blutbeutel aus, um die Menschen mit diesem heiligen Saft zu versorgen? Natürlich ist alles rein symbolisch gemeint. Doch um das Dogma der Auferstehung zu erhalten, bedarf es den Rückhalt einer starken Marketingabteilung, die den bestehenden Slogan über Jahrhunderte an aktuelle Situationen anpasst. Mit dem BLUT HRISTI wurden göttliche Kriege gefochten, Hexen verbrannt, Rattenlinien nach Argentinien organisiert und Kindesmissbrauch endlos praktiziert. Sollten da Zweifel an der Institution aufkommen – ist Aufklärung unerwünscht? Auf keinen Fall! Seit 1870 hat sich die katholische Kirche darauf geeinigt, dass der Papst unfehlbar ist! Ist das noch zeitgemäß oder ist es Zeit für ein Upgrade?“
Leonhardt, Uschi
Passion V, 2024
durchlaufender Text,
handgeschrieben auf geöltem Papier
54 x 163 cm
Lfd. Nr. 56
Leonhardt: „Zieht sich durch mein Leben, bezieht die Kunst mit ein. Ein manisches Zeugnis meiner Erziehung. Will kein Ende nehmen. Die Absurdität halte ich fest. In einem HochZeits-Rahmen aus dem Jahre 1912 – hat Tradition! Die Manie lässt sich aber nicht festhalten und ergießt sich aus dem Rahmen, als wäre es die Heilsverkündung, jene, die Gewissheit, Wahrhaftigkeit und Offenbarung verspricht. ohne Fleiß kein Preis ohne Fleiß kein Preis ohne Fleiß kein Preis ohne Fleiß kein Preis … Oder doch?“
Linke, Marion
Z(S)eitenwende, 2022
Objekt
15 x 30 x 20 cm
Lfd. Nr. 57
Linke: „Hier steht man vor einem Objekt, das den Wandel von einem Zustand zum anderen bereits vollzogen hat. Ein Objekt, bei dem man beim Betrachten sein eingefahrenes Denkschema sofort verlassen muss, das zum Umdenken zwingt. Von warm, wohlig, behaglich zu kalt, ungemütlich, abstoßend, verletzend. Festgefahrene Denkmuster müssen hier fast zwangsläufig verändert werden, sonst wird man diesem Gegenstand nicht mehr gerecht.“
Loop, Käthe
chair of conviction, 2024
Assemblage
85 x 55 x 52 cm
Lfd. Nr. 58
Loup: „In einer Welt voller unklarer oder falscher Informationen, die insbesondere medial schnell geteilt und für wahr gehalten werden, sollten wir unsere persönlichen Glaubenssätze hinterfragen: Stecke ich in einer Blase mit meinen Wahrheiten? Sind meine Glaubenssätze (noch) kompatibel…? Unser Leben ist grundsätzlich nicht statisch, wir können unseren Verstand nutzen und beweglich sein, wenn wir uns selbst und unserem Tun gegenüber kritisch bleiben.“
Majewski, Alex
La donna perfetta, 2006
Fotografie
75 x 50 cm
Lfd. Nr. 59
Majewski: „Die unbefleckte Empfängnis Mariens gehört zu den wichtigsten Dogmen der katholischen Kirche. Meine Darstellung der Madonna stellt sich dem entgegen. Ein weißer Schleier um Kopf und Oberkörper sowie ein blauer Hintergrund, Symbole der Reinheit, der Unschuld und Spiritualität, provoziert den Betrachter mit einer fast nackten Madonna, die verhüllt nur mit einem transparenten Tuch und mit Zigarette in der Hand unweigerlich den Blick in ihre Lendengegend führt, wo das christlichste aller Symbole, das Kreuz als Tattoo zu sehen ist. Im Kontext der „Blut weinenden Madonnen“ zum kirchlichen Dogma der unbefleckten Empfängnis wird Weiblichkeit von der Kirche ja allgemein als unrein und sündig verstanden. Dieses Dogma stigmatisiert die Frau!“
Markert, Albert
Für morgen neu machen, 2024
Objekt
55 x 33 cm
Lfd. Nr. 60
Markert: „Für morgen neu machen thematisiert die Aneignung von Wirklichkeit als permanenten Denkprozess unabhängig von vorgegebenen Lösungen und Widersprüchlichkeiten. »Man müsste zu einem Punkt kommen, an dem das Denken wieder schmerzt und keine gemütliche Freizeitbeschäftigung darstellt« (Ioannis Dimopulos). In diesem Sinne Check Your Dogma!“
Menze, Nadia
Gendern, 2023
Digitale Zeichnung
35 x 26 cm
Lfd. Nr. 61
Menze: „Eines der widersinnigsten Dogmen aller Zeiten: durch reine Sprachveränderung die Welt retten zu wollen. George Orwell sah vieles unserer heutigen Gesellschaft brillant voraus, so auch den Neusprech. Unschuldig begonnen hatte es mit einer noch nachvollziehbaren Kritik des generischen Maskulinums zum Zwecke der Sichtbarkeitsmachung der Frau. Was es aber nach all den Jahren nicht erreicht hat, ist eine Verbesserung der Situation der Frau. Im Gegenteil – angekommen sind wir an einem Punkt, an dem die Frage Was ist eine Frau? Politiker in Panikanfälle schickt, während über Jahrhunderte hart erkämpfte Frauenrechte durch reine Sprechakte in die Belanglosigkeit verwässert werden. Wer hätte gedacht, dass 1984 tatsächlich 2024 ist?“
Meyron, Sarai
Memory of maybe tomorrow, 2022-2024
Video, 3:11 min.
Lfd. Nr. 62
Meyron: „Im zweiten Kapitel der Videoinstallation, Traum/Albtraum, geht es um den Traum von einer Heimat und einem Schlüssel dazu. Es ist teilweise durch das Aufwachsen in Haifa inspiriert. Dort wurden nach 1948 die Häuser, die von den vertriebenen und aussterbenden Palästinensern leer standen, an jüdische Flüchtlinge verteilt. Mit dieser Videoinstallation versuche ich, die zionistische Ideologie meiner Familie zu verstehen und gleichzeitig meine politische Kritik an ihr zum Ausdruck zu bringen. Dieses Video ist den Menschen gewidmet, die sich tief zum jüdischen Staat Israel hingezogen fühlen, jeder mit seiner persönlichen Geschichte, und fragt sie: Ist das Dein Traum?“
Möller, Thomas
Wheel of Fortune, 2023
Wandobjekt
30 x 68 x 5 cm
Lfd. Nr. 63
Möller: „Richte dich nach allen Regeln und Vorgaben, die unsere Gesellschaft für dich bereit hält! Wenn Du dich an dieses Dogma hältst, wird es dir gut ergehen. Aber das Leben ist ein Glücksrad. Dass es ausreichen würde, fleißig diese Regeln zu befolgen und dann eine glückliche Existenz zu erwarten, ist ein Trugschluss. Glück, Unglück, Ungerechtigkeit, aber auch Menschlichkeit sind für unseren Lebensweg entscheidend. Alles Dinge, die sich nicht regeln lassen. Jedes Dogma schließt die Realität unserer Welt aus.“
Moses, Clemens
Der Zeichner, 2022
Digitaldruck
18 x 18,5 cm
Lfd. Nr. 64
Moses: „Nichts klingt für jemanden mit einem Dogma verrückter als eine andere Meinung, ganz besonders, wenn diese wahr sein sollte.“
Neumaier, Thomas
Hydrophobisches Objekt: Lenin, 1997
Objekt
30 x 20 x 21 cm
Lfd. Nr. 65
Neumaier: „Die Werke Lenins wurden mehrere Wochen in ein Wasserbecken gelegt. Der Dogmatismus scheut die Verflüssigung, hält ihr nicht stand und endet schließlich in Verkrustung und Erstarrung.“
Obermaier, Julia
Nichts ist in Stein gemeißelt, 2024
Objekt/Installation
30 x 30 x 2 cm
Lfd. Nr. 66
Obermaier: „Alle Stücke sind aus verschiedenen Edelsteinen gefertigt: Blatt (Achat), Radiergummi (Jaspis, Lapislazuli, Marmor), Stift (Jaspis, Onyx, Rhodonit, Silber). Tief in den Stein graviert, doch an manchen Stellen verblassend – im Nachhinein rausgeschliffen erscheint es wie ausradiert: „Es war schon immer so!“ Dieses Totschlagargument erinnert uns daran, wie oft wir uns auf vermeintliche Wahrheiten verlassen und an überlieferten, starren Überzeugungen festhalten. Es verdeutlicht, wie tief diese Vorstellungen in unserer Wahrnehmung verwurzelt sind. Das Ausradierte steht für die eigene Bereitschaft, Dogmen zu hinterfragen und sie zu überdenken. Denn nichts ist in Stein gemeißelt. Lasst uns den Mut haben, unsere Prinzipien stets kritisch zu reflektieren.“
Olschewski, Jan
Im Mittelpunkt der Unaufmerksamkeit, 2023
50 x 50 cm
Lfd. Nr. 67
Olschewski: „Fliegen unterliegen seid Menschengedenken dem Dogma der Lästigkeit, Unbedeutung und Krankheitsübertragung. Dabei sind sie ökologische Highperformerinnen, sind wichtig für unsere Nahrungsmittelversorgung, sind Entsorgungsdienstleister, sie halfen uns die Genetik zu erforschen und zu verstehen und beeinflussten unsere Kultur. Sie sind relevant und omnipräsent und doch versagen wir ihnen unsere Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Das möchte dieses Kunstwerk hinterfragen und widerspiegeln. Es ist Zeit für mehr Fliegenbewusstsein, es ist Zeit unser Fliegendogma zu überwinden.“
Ottitsch, Oliver
Konfusion & Konfession
21 x 19 cm
Lfd. Nr. 68
Ottitsch: „Ein im US-amerikanischen Raum gebräuchliches Zitat von E.B. White besagt, Einen Witz zu erklären ist wie einen Frosch zu sezieren. Man versteht ihn zwar besser, aber der Frosch stirbt bei der Prozedur. Bleiben wir also auch beim Kunstpreisprozedere undogmatisch und lassen den Patienten leben. Und noch ein Weilchen für sich selbst sprechen.“
Pahlow, Boris
Schneekanone, 2024
Digitale Grafik, Druck auf AluDibond gebürstet
100 x 100 cm
Lfd. Nr. 69
Pahlow: „Trotz negativem Einfuß auf die Umwelt bestehen Menschen auf ihrem destruktiven Konsum- und Freizeitverhalten. Beispiel: Skizirkus. Eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen bietet das Konzept der Verlustaversion: Menschen bewerten mögliche Verluste höher als den zu erwarteten Nutzen. Und so obsiegt die Schneekanone. Jahr für Jahr und wider aller Vernunft.“
Pohlmann, Christine /
Meyer-Landrut, Suki
(zweiimdruck)
Reset, 2024
50 x 75 cm
Lfd. Nr. 70
Pohlmann: „Einer der wohl bekanntesten Momente der Menschheitsgeschichte wird hier auf den Kopf gestellt: Adam überreicht Eva den Apfel. Diese Umkehrung löst Fragen aus über die Festschreibung von Geschlechterrollen, Schuld und Verantwortung. Was wäre, wenn der Impuls für den Sündenfall nicht von Eva, sondern von Adam ausgegangen wäre? Wie würden sich die Stereotypen und Vorurteile, die seit Jahrhunderten bestehen, verändern? Wie anders hätte sich die Geschichte der Menschheit entfaltet? Wie würden wir auf die Themen Sünde, Versuchung und Herrschaft blicken? Reset ist eine subtile Reflexion über die Macht der Interpretation und die Fragilität von Geschichten, die unsere Weltanschauung formen.“
Rafi, Ahmad
Klagemauer auf Koran, 2024
Öl auf Buchdeckel, 2-teilig
je 25 x 34 x 3,5 cm
(nicht im Museum ausgestellt)
Lfd. Nr. 71
Rafi: „Für dogmatische Muslime ist der Koran ein heiliges Buch – es ist Blasphemie, darauf zu malen. Schlimmer ist es, wenn das gemalte Bild die Darstellung eines anderen Heiligtums ist. Ebenso steht für dogmatische Juden die Klagemauer als heiliger Sakralbau. Es ist genauso blasphemisch und abwertend, sie auf dem Koran darzustellen. Nun stehen beide Heiligtümer in meinem Werk in einer untrennbaren Situation dicht beieinander. Wollte man versuchen, sie durch einen Gewaltakt voneinander zu trennen, würde man beide Heiligtümer verstärkt respektlos behandeln. Mein Werk komponiert beide Symbole so nah beieinander, wie es in der Realität der Fall ist. Aus dieser Realität entsteht die Allegorie, die die dogmatische Denkweise herausfordert.“
INS – Institut für Inszenierung
Sabine Reibeholz & Marc von Reth
Where Are We Now, 2021
Kinetisches Objekt
130 x 70 x 3 cm
Lfd. Nr. 72
Reibeholz/von Reth: „Und immer wieder stellen wir uns die Frage, wo befinden wir uns JETZT? Jeder Augenblick ist vergänglich, bewegt sich die Zeit unaufhörlich fort. Nicht im suprematistischen Sinne, steht das monochrome Schwarz ohne perspektivische Raumillusion. Sondern das eigentlich lichtschluckende Schwarz reflektiert allein durch die Oberflächentextur seine Umgebung wieder und stellt schemenhaft die Frage nach dem eigenen Standort. Aus geometrischen Formen bildet sich das weiße Jetzt, der Augenblick – NOW. Und doch lässt sich das Wort nur erahnen. Mechanisch löst sich die Geometrie beständig auf und mit jedem Augenblick entsteht ein neues Jetzt.“
Reindl, Wicky
Theatrum mundi
Videoinstallation
23 Einzelbilder in Endlosschleife
Lfd. Nr. 73
Reindl: „Obwohl sie nichts sehen, schlagen zwei Eimerbehelmte, weiß bekittelte, quasi uniformierte Krieger mit Holzknüppeln aufeinander ein. Das Brett auf den Kopf entspricht dem sprichwörtlichen Brett vor dem Kopf. Rot gegen Blau. Grund- und Glaubenssätze müssen rigide, notfalls mit Gewalt, verteidigt werden, um Andersdenkende auf Linie zu bringen. Der Film ist eine Aneinanderreihung von Standfotos in derart kurzer Taktung, dass der Betrachter wie beim Daumenkino die Abfolge der Bilder als beinahe flüssige Bewegung wahrnimmt. Das Ruckartige der Bewegungen und der Stellungswechsel unterstreichen die Komik des Gezeigten und das Absurde der Situation. Dogmen entfalten und bewähren sich in quasi Endlosschleifen.“
Reuter, Caspar
Alles so schön bunt… (24), 2024
120 x 85 cm
Lfd. Nr. 74
Reuter: „Mit pigmentiertem Silikon wird plastisch aus Farbe ein Gemälde modelliert, das aufwühlt und anregt. Hier einige Gedanken: Jesus ist am Kreuz für die Menschen in den Tod gegangen und hat uns durch sein Blut erlöst – Gott ist tot. Wir müssen mit Russland verhandeln – Die Ukraine muss den Krieg gewinnen. Unser täglich Fleisch gib uns heute – Fleischkonsum ist Mord. Israel begeht in Gaza Völkermord – Wir stehen an der Seite Israels, das ist Staatsräson. Auge um Auge, Zahn um Zahn – Wer euch auf die rechte Wange schlägt, dem haltet auch die linke hin. Wir konsumieren viel auch in den Medien, aber es gibt zwischen all den Schlagzeilen kaum Raum für Zwischentöne. Möchte man Dogmen hinterfragen, wird dies schnell zur inneren oder äußeren Eskalation.“
Roewer, Susanne
Europia presenting Values, 2023
Skulptur aus Bronze (Ei vergoldet), Computer- und Autoschrott
60 x 45 x 15 cm
Lfd. Nr. 75
Roewer: „Die Arbeit bewegt mit dem aus Computer- und Autoschrott gebauten kybernetischen Mechanismus eine edle, auf einem Weltenball stehende Bronzefigur, bekleidet wie die früheren Entdecker neuer Welten. In der Botticellis Geburt der Venus zitierenden Muschel wird das Goldene hier zu vom Ei präsentiert. Doch der stattliche Vertreter europäischer abendländischer Kultur trägt die Eierschale als sichtverhindernden Helm auf dem Kopf und die eleganten Bewegungen – Drehungen, Verbeugungen und Präsentationsfahrten – werden ihm nur durch recycelte asiatische Bauteile ermöglicht. Ich halte mich für weltoffen und vorurteilsfrei, trotzdem schleicht sich in meine Kommunikation ab und zu ein missionierender Ton ein, eine abendländische Allwissenheit!“
Schäfer, Angela
Inbrunst, 2020
Collage/Montage mit Buchdruckpapier (aus einem alten Katechismus) auf Drahtgerüst; Holzleim, Gouache, Tusche und Graphit
37,8 x 9,8 x 12,5 cm
Lfd. Nr. 76
Schäfer: „Die Skulptur fokussiert das Thema Sexualisierte Gewalt im kirchlichen Kontext. So fällt auf den ersten Blick die körperliche Lust der dargestellten Person ins Auge. Dann, im starken Kontrast dazu, ihre flehend anmutende Körperhaltung. Beides zusammen offenbart einen seelischen Zwiespalt – den inneren Kampf zwischen pädophilen Neigungen und der moralischen Verantwortung gegenüber minderjährigen Schutzbefohlenen. Eine scheinbar unauflösliche Konstellation, die von Machtstrukturen, Homophobie, sowie einem (in der katholischen Kirche) dogmatisch gesetzten Zölibat begünstigt und fortwährend befeuert wird.“
Schipping, Bettina
Categorically, 2021
Digital kolorierten Tusche-Federzeichnung
40 x 30 cm
Lfd. Nr. 77
Schipping: „Ein Hund kläfft für sein hündisches Publikum – nur schwer verständlich für die Katzen im Saal. Eine der Anwesenden beklagt, es klinge ihr zu dogmatisch, was zunächst auf die Doppeldeutigkeit von Dog/Hund anspielt und der Situation Komik verleiht. Allerdings verhalten sich auch die Katzen dogmatisch, da sie nicht gewillt sind, sich auf das Gebell einzulassen. Hund und Katz stehen für festgefahrene Positionen. Dogmatisch sind immer nur die anderen.“
Schlund, Carmen Monika
Jessa – in women we trust
Holz, Gips, Acryl, Goldspray, Blattgold, Stacheldraht
100 x 55 cm
Lfd. Nr. 78
Schlund: „Jessa – in women we trust ist Teil meiner Serie Holy shit! Jesus loves u! Jessa, weiblicher Jesus, dunkelhäutig und schwanger. Mit Inschrift IWWT in women we trust. Der Name Jessa basiert wahrscheinlich auf dem biblischen Namen Jesca, der vom hebräischen Namen Yiskah kommt und »Gott bewahre« bedeutet. Material Holz, Gips, Acryl, Goldspray, Blattgold, Stacheldraht, eine Portion Mut und Emanzipation. Schlagworte: Religion, Glaube, Feminismus, Emanzipation, Animus & Anima, Tochtersöhne, was vom Mann noch übrig ist, Macht (Erhaltung) Strukturen, Reparatur der Herrenkultur (in Anlehnung an Luise F. Pusch).“
Silber, Gerhard
Silber, Eva-Maria
(Silber&Silber)
bellum iustum, 2017
Malerei
150 x 100 x 2 cm
Lfd. Nr. 79
Prof. Silber: „Dogma des bellum iustum (gerechter Krieg). Gibt es gerechte und ungerechte Kriege? Ist vom moralischen Standpunkt Krieg gleich Krieg? Ist er nach Interessen und Machtkalkülen zu bewerten? Oder der beste Kaufmann, der aus Eisen Gold macht (SCHILLER 1805) oder eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln (CLAUSEWITZ 1832)? Nach dem bellum iustum ist er legitim, wenn das ius in bello (Kriegsrecht, seit 420 auch kirchliches Dogma) beachtet wird: Nur Soldaten dürfen töten und getötet werden. Wer Soldat ist, bestimmt der Staat, indem er ihn für andere erkennbar uniformiert und bewaffnet. Durfte der Soldat im Gemälde also getötet werden, weil er Uniform trägt? Ist sein Tod gerecht? Gibt es den gerechten Krieg?“
Skepner, Marina
Lourdes, 2019
Zeichnung auf Landkarte
77 x 65 cm
Lfd. Nr. 80
Skepner: „Lourdes ist eine französische Stadt, die als eine der weltweit meistbesuchten Wallfahrtsorte bekannt ist. Lourdes gehört zum Bistum Tarbes und Lourdes der römisch-katholischen Kirche. Im Jahr 1858 soll ein damals vierzehnjähriges Mädchen Marienerscheinungen gehabt haben; bald darauf reisten mehr und mehr Pilger nach Lourdes. Für die katholische Welt ist Lourdes zum sogenannten Nabel der Erde geworden. Aber was bedeutet das heute? In welcher Beziehung steht dies zur modernen Version der religiösen Lehre? Diese Arbeit beantwortet diese Fragen nicht, sondern regt den Betrachter zum eigenständigen Denken an.“
Sobkowiak, Jürgen
Suizidpakt, 2024
Fotografie
41,3 x 30 cm
Lfd. Nr. 81
Sobkowiak: „Die Kirche hält sich in Deutschland weitgehend aus der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen heraus und die Betroffenen fühlen sich alleine gelassen. Viele benötigen eine Therapie, um das Erlebte annähernd verarbeiten zu können. Ein Non-Suizid-Vertrag ist eine schriftliche Vereinbarung zwischen einem Patienten und dessen Psychotherapeuten, dass der Patient bis zum nächsten Termin keinen Selbstmordversuch unternehmen wird. Meine fotokünstlerische Arbeit Suizidpakt thematisiert sowohl den Missbrauch als auch die psychischen Spätfolgen. Der blutverschmierte Non-Suizid-Vertrag symbolisiert hierbei den Misserfolg der Therapie und weist auf die Schwierigkeiten bei der Behandlung eines Traumas hin. Meine Arbeit ist bewusst provokant angelegt.“
Stark, Christina
gloriole in P, 2024
Collage
50 x 50 cm
Lfd. Nr. 82
Stark: „Mit dem Dogma von Maria als Theotokos, die Gottesgebärerin, wurde Maria von einer Predigerin und Autoritätsperson zu einer unerfahrenen demütigen Jungfraumutter und zum Ideal der Mutter und Mutterliebe stilisiert. Mit fatalen Folgen für Generationen von Frauen und Müttern, die sich in einer patriarchal konstruierten Gloriole unerreichbarer Erwartungen bewegen. Das Maria zugeschriebene Frauenbild mag überholt sein, christliche Bilder obsolet, die dadurch eingewirkten Erwartungen nicht. Formelsuche für eine dessen entledigte Zukunft. Wie kann die Neigung des Kopfes herausgerechnet werden, ohne das das Gewicht des Steines größer wird, wie können Zeitzustände in der Raumzeit übereinandergelegt werden, um goldlos zu scheinen.“
Tomaschoff, Jan
Gott, Entstehungsjahr unbekannt
Aquarell/Kopie
21 x 29,7
Lfd. Nr. 83
Tomaschoff: „Das Werk soll ironisch Glaubensdogmatiker aller Couleur bloßstellen.“
Unger, Lars
Die Anderen, 2023
Zeichnung/Installation
42 x 356 cm, (12 x A3)
Lfd. Nr. 84
Unger: „Die Arbeit Die Anderen, greift in einer Reihe von 12 schwarz-weißen Plakaten die Ästhetik der Graffitiszene auf. Verschiedene Gruppen werden hier ohne Wertung genannt: Deutsche, Ausländer, Frauen, Juden, Faschisten, Muslime und diverse andere. Im öffentlichen Raum begegnen wir diesen Graffitis in der Regel in Verbindung mit aggressiven oder polemischen Wortkombinationen. Und obwohl diese im Falle von Die Anderen weggelassen wurden, findet die Wertung automatisch in unserem Kopf statt. Vermutlich jede*r Betrachter*in ergänzt die genannten Gruppen durch eigene Assoziationen. Die Arbeit deckt so unsere eigenen Vorbehalte und Assoziationen auf, ganz individuell und heimlich, und ist damit auf eine subversive Art partizipativ.“
Volkensfeld, Asta
Ich will ihn suchen, 2024
Keramik/Rauchbrand
37 x 39 x 39 cm
Lfd. Nr. 85
Volkensfeld: „Ich will ihn suchen, sage ich, ohne zu wissen, wen oder was ich suchen soll. In meiner Kindheit besuchte ich eine anthroposophische Bildungseinrichtung. Einmal in der Woche nahm ich an einer sogenannten Handlung der Christenlehre teil. Am Ende sagte jedes Kind diesen Satz. Die Atmosphäre war beklemmend und ernst. Wie in einem Kreis wurden diese dogmatischen Rituale an uns weitergegeben. Freiheit existierte für uns nur in einem anthroposophischen Rahmen, in diesem elitären Kreis. Das Objekt lässt fragen, wer gesucht werden soll und versetzt den Betrachter in die Situation des Kindes, das diese Worte spricht, ohne den Sinn zu verstehen. Die bauchige Form symbolisiert die Freiheit innerhalb des Kreises, der enge Hals Gefangenschaft.“
Wagner, Anika Danielle
Peace
Holzschnitt
80,5 x 24 x 1 cm
(nicht im Museum ausgestellt)
Lfd. Nr. 86
Wagner: „Empfindungen, Worte und Bluthochdruck scheinen in diesen Tagen beim bloßen Hören und Lesen von Worten in uns eine Anspannung bis hin zu einer Aggressivität auszulösen. Was machen die Wörter Palästina, Israel bei dir? Hast du dasselbe Gefühl bei Kongo oder Belgien? Sagt dieses Bild irgendetwas aus? Oder interpretierst du gerade mehr hinein, als du zu verstehen vermagst. Was machen ein Loch und ein Penis mit dir? Denkst du an Beschneidung? Wie viel Antisemitismus, Sexismus, Islamophobie stecken in dir? Denkst du, das Bild bezieht sich auf einen Uterus? Steckt das Böse in unseren Vorurteilen? Werden wir blind vor unlogischen Parolen? Vielleicht schreckst du auch davor zurück und willst nichts damit zu tun haben. Check you Dogma!“
Wallmeier, Konrad
Endlichkeit, 2018
Lichtobjekt
16 x 50 x 8 cm
Lfd. Nr. 87
Wallmeier: „Meine Installation Endlichkeit lädt zur Reflexion über das oft dogmatisch Unhinterfragte ein: unsere Lebenszeit. Die schrittweise Offenbarung des Ich, End und keit im Spiegel führt vor Augen, dass auch tief verankerte Überzeugungen von der Vergänglichkeit betroffen sind und hinterfragt werden können. In der endlosen Reflexion des Wortes Endlichkeit spiegelt sich die Aufforderung, eigene Dogmen zu prüfen und zu erkennen, dass nichts, nicht einmal unsere Existenz, absolut ist. Diese Arbeit stellt den Anspruch auf Allgemeingültigkeit infrage und ermutigt das Publikum, eigene Standpunkte zu überdenken und Offenheit für Ambiguität zu bewahren.“
Widawski, Dana
Shitstorm I Unikat, 2021
Keramik-Skulptur
47 x 15,5 x 20 cm
Lfd. Nr. 88
Widawski: „Wessen Kunstwerk noch nicht von Facebook gelöscht wurde, macht irgendwas falsch. Garantiert gelingt das, wenn eine nackte Frau ohne Schambedeckung zu sehen ist. Gemalt könnte noch durchgehen aber nicht fotografiert! Wer im schlimmsten Fall Opfer eines Shitstorms wird, ist der Selbstjustiz einer ganzen Netzwerkgemeinschaft ausgesetzt. Es gibt mehrere Beispiele zerstörter Existenzen, die selbst nach einer Unschuldserklärung vor Gericht, den Shit nicht mehr loswerden, er klebt an ihnen wie der Pech an Marie. Gleichsam steht mein Figurenpaar einen Schritt vor dem Abgrund auf der Konsole. Als ob eine Kuh auf sie geschissen hätte, ummantelt ein Klumpen Ton ihr weißes Biskuitporzellan. Schön sieht das nicht aus und soll es auch nicht sein.“
Winkenstern, Pia
O.T., 2011
Objekt
145 x 95 x 15 cm
Lfd. Nr. 89
Winkenstern: „Konsens meiner Arbeiten, die Malerei, Installation und Objekt umfassen, bildet die Polarisierung von Vorurteilen, welche hinter einer trügerischen Vordergründigkeit verborgen bleiben. Das Spiel mit dem ästhetischen Oberflächenreiz ist Indiz der Camouflage und beinhaltet den immanenten Protest, der die verfälschte Wahrheit zwischenmenschlicher Machtdynamiken und institutioneller Kontrollmechanismen behandelt.“
Wolf, Katrin
Unser tägliches Brot gib uns heute, 2023
Video, 2:03 min.
Lfd. Nr. 90
Wolf: „1,2,3! Zeit zu beten. Jede dritte Frau in Deutschland wird Opfer von Gewalt durch ihren Partner. Beleidigung, Schläge und Vergewaltigung sind allgegenwärtig. Circa 180 Frauen werden von ihrem Partner jährlich getötet. Die Folgen kosten täglich 148 Millionen Euro. Das ist unser täglich Brot.“
Nana, Panya und Zora
(Projekt affenBRUT)
Kollaboration 006, 2023
Fingerfarbe auf Leinwand (gefirnisst)
60 x 60 cm
Lfd. Nr. 91
Ist es Spiel? Ist es Kunst? Die Meinungen zum Thema Affenmalerei gehen auseinander. Und doch … Erst kürzlich betonte der Künstler Jonathan Meese die Nähe zwischen Kunst und Spiel. »Kunst ist das Kind in dir«, proklamierte er. Sicher, Menschenaffen haben keinen Begriff von Kunst. Doch sie wollen spielen. Und dabei bringen sie Erstaunliches hervor. Das zeigt: Kreativität und Kunst fielen nicht vom Himmel. Sie sind ein Produkt der Evolution. Und die Malerei der Schimpansen Nana, Panya und Zora muss als eine ihrer rudimentärsten Erscheinungsformen gelesen werden. Als Art brut animal könnte sie eine anregende, sicher auch konfliktträchtige Bereicherung der Kunstszene sein. Was natürlich einer Definition von Kunst widerspricht, die diese zur ausschließlichen Chefsache von Homo sapiens erklärt.