Der DA! Art-Award

Logo_DADüsseldorfs säkularer Kunstpreis – der DA! Art-Award – wird im Zwei-Jahres-Turnus zu einem jeweils wechselnden Thema vom Düsseldorfer Aufklärungsdienst ausgelobt. Er will Künstlerinnen und Künstler inspirieren, sich kritisch mit Religion und Irrationalismus auseinanderzusetzen. In 2024 lautete das Thema Check Your Dogma! (Hier geht es zum Themenimpuls) Dotiert war der DA! Art-Award 2024 mit insgesamt 10.000 €. Präsentiert wurden die für die Ausstellung nominierten Werke im Stadtmuseum Düsseldorf.

986 Künstlerinnen und Künstler hatten sich für den DA! Art-Award 2024 beworben. 91 Werke wurden für die Ausstellung im Stadtmuseum Düsseldorf nominiert. Am 28. September war es so weit: Preisverleihung im Ibach-Saal des Museums.

Allerdings hat Stadtmuseum Düsseldorf bei zwei Arbeiten, die Aspekte des Nahostkonflikt thematisieren – im Rahmen des Hausrechts – sein Veto eingelegt. Diese Werke durften im Stadtmuseum nicht gezeigt werden. Eines der Werke befasst sich mit dem Clash fundamentalistischer religiöser Dogmatiken islamischer und jüdischer Provenienz. Das andere fokussiert die Aufgeregtheit und die Aggressivität, die sich beim Hören oder Lesen bestimmter Begriffe entfaltet. Die von der Museumsleitung genannten Begründungen, die zum Ausschluss der Werke geführt haben, sind für uns absolut nicht und in keiner Weise nachvollziehbar. Wir können in den Arbeiten weder Antisemitismus noch Sexismus, schon gar nicht das Schüren von Hetze erkennen.

Die Preisträgerinnen und Preisträger

Die Begründungen der Jury

Jakob Fleischer: Fragmente, 2022

Die konzeptionelle Videoinstallation »Fragmente« von Jakob Fleischer fordert die Wahrnehmung der Betrachter:innen heraus und regt zum Nachdenken über Bildmanipulationen an. Ein irritierendes Spiel zwischen Monitoren und Fragmenten lässt die Betrachter:innen mit Fragen zurück: Wie wurde technisch manipuliert? Lassen sich alle Elemente zu einem vollständigen Bild zusammensetzen? Diese bewusste Unvollständigkeit eröffnet anregende Perspektiven und fordert eine aktive Auseinandersetzung mit dem Werk.

Darüber hinaus steht nicht nur die Wirklichkeit der Bilder zur Debatte, sondern auch die Frage, wie wir unseren eigenen inneren Bilderspeicher auf erlernte Sehgewohnheiten überprüfen können. Die Arbeit »Fragmente« von Jakob Fleischer kann als poetischer Vorschlag zum Misstrauen gegenüber Bildern gedeutet werden – auch gegenüber den Bildern im eigenen Kopf.

Sarai Meyron: Memory of maybe tomorrow, 2022-2022

Prämiert wurde das zweite Kapitel – »Traum Alptraum« – der fünfteiligen Videoinstallation »Memory of maybe tomorrow« (2022-2024) von Sarai Meyron. Die Arbeit überzeugte die Jury, weil sie tiefgreifende Fragen zu kollektiven Ideologien und individuellen Träumen stellt. Im gut dreiminütigen Video »Traum/Albtraum« wird der komplexe Zusammenhang zwischen Heimat, Identität und politischer Ideologie auf eindrucksvolle Weise thematisiert. Die Künstlerin beleuchtet den Widerspruch zwischen der zionistischen Ideologie ihrer Familie und ihrer eigenen politischen Kritik daran. Inspiriert vom Aufwachsen in Haifa und der historischen Realität der Vertreibung von Palästinensern 1948, reflektiert das Werk über den Besitz von Häusern und den Schlüssel zur Heimat – ein Symbol für Zugehörigkeit und Verlust. Besonders stark ist die Frage, die das Video an Menschen richtet, die sich mit dem Staat Israel verbunden fühlen: »Ist das Dein Traum?« Diese direkte Konfrontation mit persönlichen und kollektiven Träumen macht die Arbeit relevant für das Thema Dogma, indem sie den Spannungsbogen zwischen ideologischen Überzeugungen und individueller Reflexion eindringlich aufzeigt. Sie fordert die Betrachter auf, festgefahrene Überzeugungen zu hinterfragen und sich der Ambivalenz von historischen Narrativen bewusst zu werden.


Asta Volkensfeld: Ich will ihn suchen, 2024

Bei nicht wenigen Künstlerinnen führen unübersehbare Anstöße oder Verletzungen dazu, dass sie später diese Erlebnisse verarbeiten, indem sie Künstler werden.
Die Herangehensweise von Asta Volkensfeld, mit dem Gefäß, in Rauchbrand gebrannt, mit dem Titel »Ich will ihn suchen«, könnte solch eine Geschichte aus der Jugend sein, wie sie viele, in der einen oder anderen Form erlebt haben.
Diese schauerlich wirkende, wiederkehrende Formel erinnert an eine Strafarbeit, bei der man, als Schüler hundertmal schreiben soll: Du sollst nicht …
Die Stärke dieser Arbeit besteht darinnen, diese gefangenen Figuren, aus ihrem Labyrinth, mit Mitteln der Kunst, umzuwandeln in Poesie.
Fast möchte man sagen: Am Ende können wir die keramische Arbeit, wie ein Gefäß der Gnade empfinden.

Der Publikumspreis

Rafi, Ahmad: Klagemauer auf Koran, 2024 | Öl auf Buchdeckel, 2-teilig | je 25 x 34 x 3,5 cm

Rafi, Ahmad: Klagemauer auf Koran, 2024 | Öl auf Buchdeckel, 2-teilig | je 25 x 34 x 3,5 cm

Der Publikumspreis ging an Ahmad Rafi für seine Arbeit »Klagemauer auf Koran« von 2024. Seine Arbeit zählt zu den beiden vom Stadtmuseum gecancelten Werken. Die Wahl dieses Kunstwerks ist nicht zuletzt auch ein eindrucksvolles Votum des Publikums gegen Angriffe auf die künstlerische Freiheit. Aber machen Sie sich selbst ein Bild. Nachfolgend lesen Sie das Statement des Künstlers zu seiner Arbeit.

Ahmad Rafi: Für dogmatische Muslime ist der Koran ein heiliges Buch – es ist Blasphemie, darauf zu malen. Schlimmer ist es, wenn das gemalte Bild die Darstellung eines anderen Heiligtums ist. Ebenso steht für dogmatische Juden die Klagemauer als heiliger Sakralbau. Es ist genauso blasphemisch und abwertend, sie auf dem Koran darzustellen. Nun stehen beide Heiligtümer in meinem Werk in einer untrennbaren Situation dicht beieinander. Wollte man versuchen, sie durch einen Gewaltakt voneinander zu trennen, würde man beide Heiligtümer verstärkt respektlos behandeln. Mein Werk komponiert beide Symbole so nah beieinander, wie es in der Realität der Fall ist. Aus dieser Realität entsteht die Allegorie, die die dogmatische Denkweise herausfordert.

Die Verlosung

Da! Art Award Preisvergabe

V.l.n.r.: Heinz Hachel (Kunstbüro Düsseldorf) und Sonja Thakuri (Mitglied des Kuratorenteams).

Der erste Preis, verlost unter allen Besucherinnen und Besuchern, die sich an der Wahl des Publikumspreises beteiligt hatten, war das Werk »Kollaborationen 014«. Gemalt wurde es im Rahmen des Projekts »affenBRUT« von den Schimpansinnen Girlie und Zora im Leintalzoo Schwaigern. Des Weiteren wurden vier Büchergutscheine verlost.

Grußwort der Schirmherrin

Clara Gerlach Berthold Litjes

(c) Foto: Berthold Litjes

Die SCHIRMHERRIN des DA! Art-Awards 2024 ist die Sprecherin des Kulturausschusses und Bürgermeisterin der Stadt Düsseldorf Clara Gerlach.

„Dogmen – sie sind in unseren Köpfen verankert. Sie entstehen aus dem, was wir hören, lernen und denken. Oft hinterfragen wir sie nicht, obwohl wir das sollten. Besonders wenn es um Weltanschauungen oder Traditionen geht, wo logische Argumente keine Rolle spielen. Dogmen geben uns Identität und Zugehörigkeit. Sie schaffen ein „wir“ und ein „die anderen“, ein „richtig“ und ein „falsch“ …“

Warum ein Kunstpreis?

Wir denken, dass Kunst (neben Wissenschaft und Philosophie) eine essenzielle Facette menschlicher Schöpferkraft ist, dass sie Sinn stiftend und auf poetischer Ebene inspirierend und aufklärend zu wirken vermag. Sicher, unsere aktuelle Themenstellung »Check Your Dogma!« ist zweifelsohne eine Herausforderung. Umso gespannter sind wir auf die Ergebnisse …